Den Motor gestohlen!

"Da kannst Du nichts machen!" Mit einer Beiläufigkeit, mit der man in Deutschland vom Friseurgang erzählt, berichtet Andreas von seinem Alltag in La Paz. Bolivien ist ein wildes Land, in jeder Hinsicht. Unlängst hatte er seinen Wagen in die Werkstatt gebracht, etwas mit den Bremsen war nicht in Ordnung. Er wurde sich mit dem Inhaber schnell über den Preis einig, lies das Auto dort um es zwei Tage später wieder abzuholen. Erstaunt darüber, dass alles in Ordnung zu sein schien, fuhr frohen Mutes wieder damit herum. "Über die Jahre habe ich mich hier an vieles gewöhnt, auch an das ständige Misstrauen. Das habe ich inzwischen selbst absolut verinnerlicht." Schlitzohren und Betrüger trifft man hier alle Nase lang, die Kunst ist, sie von den Guten zu trennen. Mit dem Gefühl, dass es ihm hier wieder einmal gelungen ist, hatte sich seine Zuversicht gestärkt und er war eigentlich guter Dinge.
Dass die Skepsis eigentlich schon richtig war, sollte sich zwei Monate später heraus stellen. Er blieb mit einem defekten Motor liegen und beim Blick unter die geöffnete Haube erschrak er mächtig. Als er die Bremsen reparieren lies, hatten sie seinen Motor ausgetauscht. Statt seinem, noch ganz ordentlichen, Antriebsaggregat hatten Sie ihm dort einen Haufen Schrott eingebaut und für kurze Zeit zum Leben erweckt. Jetzt hatten sich die Benzinpferde in die ewigen Jagdgründe verabschiedet. Das war ein tiefer Fall zurück auf den Boden latainamerikanischer Tatsachen. "Und bist Du wieder hin? Hast Dich beschwert?" frage ich ihn. "Nee, das kannst Du komplett vergessen. Wenn Du Glück hast, jagen sie dich davon, wenn Du Pech hast gibt es gleich richtig Ärger." Wer so etwas macht, hat genügend kriminelle Energie und Freunde, die noch zu ganz anderem fähig sind. "Und die Polizei?" "Keine Chance, die steckt mit drin." Andreas klingt nicht verärgert, nicht resgniert, einfach nur gleichgültig als er das sagt. "So ist das hier, da kannst Du nichts machen!."