Dhaulagiri Circuit - Teil 2 - 14

Dhaulagiri Circuit - Teil 2

Tag 14 Trekking von Yak Kharka nach Marpha // So. 30.10.2011
Starthöhe: 3800m | Aufstieg: 110m | Abstieg: 1200m | höchster Punkt: 3800m | Hotel: 2700m

 

Auf einem Sofa sitzend trinken wir Marpha Apple Brandy - 25 up. Seltsam. Seltsam deshalb, weil wir die Annehmlichkeiten der Zivilisation genießen. Eine bequeme Welt, in zwölf Tagen Zelttrekking ist sie uns fremd geworden. Den Staub des Abenteuers spülen wir mit einem Duschgang hinunter, endlose Mengen warmes Wasser vertreiben den letzten Rest der Kälte aus unseren Knochen – wohltuend und befremdlich zugleich. Abendessen gibt es heute an richtigen Tischen mit richtigen Stühlen drumherum, wir werden heute Nacht in einem richtigen Bett in einem Zimmer in einem soliden Haus schlafen. Willkommen zurück in der Zivilisation, willkommen im Hotel Transhimalaya, Klopapier fakultativ.

Ein klarer friedlicher Morgen hatte den windigen Schneefall der letzten Nacht abgelöst. Wir durften ausschlafen, sprich erst um sieben aufstehen. Mit dem heutigen Morgen hatten wir endgültig alles Schwierige und Gefährliche hinter uns. Die Anspannung war von allen abgefallen, heute hatte niemand Streß. Ausgelassen palaverten unsere nepalesischen Begleiter, lachten und machten Späße. Zeitgleich saßen wir beim Frühstück, sahen den vorbeiziehenden Yaks und Ziegen zu. Es sollte ganze drei Stunden bis zum Abmarsch dauern. Wir jagten Geier, Blumen und Landschaften - mit den Objektiven unserer Kameras.

Korsische Landschaften, trockene Wälder mit windgebeugten Pinien, begleiteten uns beim Abstieg. Schweifte das Auge nach rechts, so zog der Tukuche es in seinen Bann. Geradeaus dann Nilgiri- und Annapurna-Gruppe mit kaum weniger Sexappeal. Links, also nach Norden blickend zeigten sich dann Marpha und Jomson mit ihren Plantagen, dahinter dann endloses trockenes Land. Hinter diesen Hügeln beginnt das sagenumwobene Königreich Mustang, bis vor wenigen Jahren Touristen unzugänglich. Dann, hinter Mustang, liegt die Tibetanische Hochebene.

Die Landschaft ist staubtrocken, wir sind endgültig jenseits des Hauptkamms des Himalaya angekommen. Alle Monsumwolken aus dem Süden regnen sich an den Bergen hinter uns ab. Hier fällt kein signifikanter Niederschlag. In der Flussebene liegen fruchtbare Plantagen, dank Bewässerungswirtschaft. Marpha bildet eine klimatische Nische in Nepal: hier gedeihen Äpfel. Darauf ist man stolz, deshalb mussten wir auch den Apfelschnaps trinken. Hat gut geschmeckt, muss man probieren.

Dem Abstieg ins Tal folgend machten wir einen Rundgang durch die Stadt Marpha. Ein netter Flecken mit einiger touristischer Infrastruktur. Der Annapurna Circuit geht hier hindurch. Ging zumindest hier hindurch, eine große Zahl der Trekker fährt inzwischen auf der außerhalb der Stadt gebauten Straße vorbei. Die Straße ist Fluch und Segen zugleich. Segen deshalb, weil durch sie das Ende einer Steinzeitabgeschiedenheit für das Dorf besiegelte, medizinische Versorgung und Lebensumstände der Menschen verbessert wurden. Fluch deshalb, weil sie die Romantik des Trekabschnittes zerstörte. Wer mag schon auf einer autobefahrenen Straße wandern gehen? Entsprechend sind in der Stadt Touristen und ihre Übernachtungen zurück gegangen. Die Stadt hat aber auch einiges an kulturellem zu bieten. Ein buddhistisches Kloster und eine Pilgerstätte laden zum besichtigen ein.

„Sure, if you have medicine!“ ist die verschmitzte Antwort des Einheimischen auf die Frage, ob man denn das Leitungswasser trinken könne. Die Antwort war vorprogrammiert, hätte sich die seit eineinhalb Jahren reisende Deutsche auch denken können. Sie leistet uns heute Abend gesellschaft. Trinkwasserqualität am Wasserhahn ist das Privileg weniger Promille der Menschheit in bestimmten erste Welt Ländern. Als ich am Abend meine Sachen neu packe fällt mir der Überfluss in meinem Gepäck auf. Spielkarten, MP3 Player, Zusatzrationen an Riegeln, Brausetabs und Tee – alles nicht benutzt. Wie wenig man im Grunde doch braucht.